Verstopfung schon im Kindesalter?
Wenn die Kleinen mal nicht Groß können, ist das oft eine Belastung für die ganze Familie. Das ist verständlich, dennoch besteht dazu kein Grund. Verstopfungen bei Kindern sind in der Regel harmlos und gut in den Griff zu bekommen. Hierzu bedarf es aber viel Verständnis und vor allem Zeit.
Verstopfung bei Kindern – ein häufiges Problem
Die meisten Kinder leiden von Zeit zu Zeit an einer Verstopfung. Wie allgegenwertig dieses Problem im Kindesalter ist, zeigen diese Zahlen:1-2
- Bis zu 30 % aller Kinder leiden unter einer chronischen Obstipation
- Bis zu 3 % aller Patient*innen in der Kinderarztpraxis kommen wegen Stuhlproblemen
- Bis zu 25 % aller Patient*innen in einer gastroenterologischen Kinderarztpraxis präsentieren sich wegen Stuhlproblemen.
Wann spricht man von Verstopfung beim Kind?3
Wenn mehrere der folgenden Anzeichen zusammen auftreten, liegt eine Verstopfung vor:
- Seltenere Stuhlgänge als gewohnt (Richtwert: weniger als zwei Stuhlentleerungen pro Woche)
- Geringere Stuhlmengen werden ausgeschieden
- Stuhlansammlung im Darm
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Harter, trockener und meist klumpiger Stuhl
- Stuhlgang ist mit starkem Pressen verbunden
- Ausscheidung großer Mengen flüssigen Stuhls vor oder nach dem Stuhlgang
- Kind hält Stuhl zurück
- Bereits saubere Kindern haben wieder Stuhlspuren in der Unterhose
Von einer chronischen Verstopfung spricht man, wenn diese Probleme mehr als zwei Monate bestehen.

Ursachen für eine Verstopfung beim Kind3
Eine Verstopfung kann beim Kind die verschiedensten Ursachen haben. Gerade wenn sie länger andauert, sollte die Verstopfung auf jeden Fall von einer Kinderärztin/einem Kinderarzt abgeklärt werden.
Mögliche Ursachen für eine Verstopfung beim Kind sind:
- Falsche Ernährung: zu wenig Ballaststoffe
- Zu wenig Bewegung
- Veränderter Tagesablauf, z. B. Urlaub, Kindergarteneingewöhnung
- Ungewohntes Essen
- Bettlägerigkeit/Bewegungsmangel durch eine Krankheit
- Umstellung von Muttermilch auf Flaschen- bzw. Breinahrung
- Bestimmte Medikamente
- Psychische Faktoren, z. B. Geburt eines Geschwisterchens, Konflikte in der Familie etc.
Hinweise deuten – Verstopfung erkennen
Insgesamt kann man sagen: eine allgemeine Regel für die „normale“ Häufigkeit von Stuhlgängen bei Kindern gibt es nicht. Die Gewohnheiten sind sehr unterschiedlich und sind u. a. abhängig vom Alter und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes.3
Was ist normal?
Für verschiedene Altersgruppen gilt aus medizinischer Sicht ganz grob als „normal“:3
Alter | „normal“ |
Säuglinge und Babys | 4 bis 5 Entleerungen täglich bis eine Entleerung pro Woche |
Kleinkinder und Kinder | 1 bis 3 Entleerungen täglich bis 3 Entleerungen pro Woche |
MERKE!
Die Häufigkeit alleine ist nicht entscheidend für die Diagnose einer Verstopfung. Auch harter Stuhl und solcher, der nur unter Schmerzen oder mit starker Anstrengung abgesetzt wird, deutet auf eine Verstopfung hin.3

(Versteckte) Anzeichen: Woran erkenne ich, dass mein Kind möglicherweise an einer Verstopfung leidet?
Je nach Alter des Kindes kann es für Eltern unter Umständen schwierig sein, eine Verstopfung zu erkennen. Es gibt aber z. B. ein paar Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass das Kind versucht, eine Stuhlentleerung zu verhindern:4
- Das Kind überkreuzt im Stehen oder Sitzen die Beine
- Das Kind hockt auf seiner Faust
- Das Kind rutscht auf der Stuhllehne herum
- Das Kind verkriecht sich z.B. unter dem Tisch
„Stuhlschmieren“
Außerdem kann es zum sogenannten „Stuhlschmieren“ kommen. Wenn der Darm durch häufiges Zurückhalten des Stuhls bereits geweitet ist und das Gefühl für den Stuhldrang verloren gegangen ist, werden von dem Kind ganz unbemerkt kleine Stuhlmengen in die Unterhose abgesetzt.3

Denken Sie bitte daran: Verstopfung ist ein Zustand, der sich verschlechtern kann, wenn er nicht angemessen behandelt wird. Falls Ihr Kind Probleme damit hat, zögern Sie nicht, ärztlichen Rat einzuholen.
Was tun, wenn ihr Kind unter Verstopfung leidet?
Wenn Sie deutliche Anzeichen wahrnehmen, dass Ihr Kind unter Verdauungsproblemen leidet, sollten Sie aktiv werden. In den meisten Fällen steckt zwar kein ernsthaftes Problem dahinter, aber die Kinder leiden oft sehr darunter.
Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Arztbesuch bei Verdacht auf eine Verstopfung bei einem Kind sinnvoll ist.4
Denn wie oben beschrieben, kann es schnell zu einem Teufelskreis bzw. zu einer chronischen Verstopfung kommen, wenn das Kind mit dem Stuhlgang etwas unangenehmes und schmerzhaftes verbindet.3 Dann kann es Monate dauern, bis sich das Stuhlverhalten wieder normalisiert.5
Sie sollten auf jeden Fall eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen bei:
- Neugeborenen oder Säuglingen mit Verdauungsproblemen
- Wiederholten Problemen mit der Stuhlentleerung
- Anhaltenden oder wiederkehrenden Bauchschmerzen
- Massivem Durchfall, Fieber oder Erbrechen
- Blutspuren im Stuhl
- Gewichtsabnahme
- Schlechtem Allgemeinzustand, z. B. Kind ist blass, weint viel, stark aufgeblähter oder harter Bauch etc.
Wie könnte eine Behandlung durch die Ärztin/den Arzt aussehen?
Wenn es tatsächlich bereits zu einem Kotstau gekommen ist, das Kind also unter Bauchschmerzen leidet und nicht abführen kann, muss dieser Stau zunächst gelöst werden. Expert*innen empfehlen hier als Therapie der Wahl Macrogol 3350 + Elektrolyte (z. B. enthalten in MOVICOL® Junior aromafrei) ggf. in steigender Dosierung.6 Macrogol bindet Wasser, erhöht das Stuhlvolumen, macht den Stuhl weicher und sorgt so dafür, dass ein Stuhlreiz ausgelöst und der Stuhl schmerzfrei abgesetzt werden kann.
Zur Normalisierung des Stuhlverhaltens muss auch nach der ersten Entleerung über einen gewissen Zeitraum eine Erhaltungstherapie durchgeführt werden. Auch hierfür empfehlen Expert*innen z. B. Macrogol 3350 + Elektrolyte (z. B. MOVICOL® Junior aromafrei).6
Welche Maßnahmen kann man gegen eine Verstopfung ergreifen?
Neben der medikamentösen Therapie durch die Ärztin/den Arzt sind weitere Maßnahmen sinnvoll und angezeigt, um betroffene Kinder auch dauerhaft von ihren Verstopfungsproblemen zu befreien:3,5
- Pflege des Pos und des Afters, um z. B. Rötungen, Hautrisse oder Entzündungen zu beseitigen (z. B. durch Salbe)
- Toilettentraining (regelmäßig nach den Mahlzeiten für mind. 5 Minuten mit Buch oder Spielzeug)
- Stuhltagebuch (Aufzeichnung der Stuhlfrequenz und Konsistenz)
- Ausreichend körperliche Bewegung (Sport und z. B. auch Massagen)
- Ernährungsumstellung (mehr Ballaststoffe)
Hausmittel bei Verstopfung?
Außerdem gibt es einige Hausmittel, die sich bei Verstopfung bewährt haben, wie z. B. über Nacht eingeweichtes Trockenobst, ein Glas Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig morgens auf nüchternen Magen oder vor dem Mittagessen ein Glas Sauerkrautsaft.7

- Schneider JY. Obstipation bei Kindern und Säuglingen. DAZ 2008; 42: 106.
- Müller P, Heyland K. Abklärung und Therapie der Obstipation im Kindesalter. Paediatrica 2011; 22: 25-26.
- Gesundheit.gv.at. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/kinderkrankheiten/verstopfung.html. Abgerufen am 18.08.2022.
- DGKJ. Elterninformation „Mein Kind hat Verstopfung“. https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/images/Elternseite/Elterninformationen/DGKJ_VERSTOPFUNG_19.pdf. Abgerufen am 10.02.2022.
- Universitätsklinik Wien. Elternmerkblatt „Chronische Verstopfung bei Kindern“. https://www.meduniwien.ac.at/hp/fileadmin/kinderchirurgie/files/Elternmerkblatt-Chronische-Verstopfung_AKHFormular.pdf. Abgerufen am 18.08.2022.
- NICE Guidelines. https://www.guidelines.co.uk/paediatrics/nice-constipation-in-children-guideline/210505.article. Abgerufen am 09.02.2022.
- MeinMed.at. https://www.minimed.at/medizinische-themen/stoffwechsel-verdauung/ernaehrung-bei-verstopfung/. Abgerufen am 18.08.2022.
Merke!
Ein chronische Verstopfung lässt sich meist nicht von heute auf morgen lösen. Konsequenz, Geduld und Durchhaltevermögen sind ganz wichtige Aspekte der Therapie!